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Quadroni, Köppel, Schlegel, Bardill

Neu auf Netflix Grischun: Not Carl
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Adam Quadroni wird am Boden liegend gerade ausgezählt. Die Familie Blocher schickt ihren Gesellen Köppel vorbei um ihm den Rest zu geben. Quadroni der es gewagt hat, die Bündner Omerta zu durchbrechen. Die SVP-Kampfschreiber der Weltwoche, eine Wochenzeitung mit der Roger Köppel sein Geld verdient, werden von der Leine gelassen.

 

 

 

Mein Grossvater selig hatte dieses Blatt, das in meiner Erinnerung ein grosse Zeitung mit viel Buchstaben und wenig Fotos war, den halben Stubentisch bedeckte, abonniert. Ich erinner mich an Fotos von umgestürzten Stalin-Denkmälern, russische Panzer, Bilder von Nikita Chruschtschow, Janos Kadar, von dem man schrieb er sei ein Verräter an der Freiheit des ungarischen Volkes. So sah ich zum ersten Mal, wie ein Verräter aussieht. Mein Grossvater war Monteur in den von Roll‘schen Eisenwerken und viel unterwegs, er war ein Revisionist, er prüfte und überholte die Turbinen in den Kraftwerkzentralen. Ich habe meinen Grossvater als einen sanften, friedfertigen Mann in Erinnerung, der nie etwas verlangt hatte und wenig bekommen hat, als Gegenleistung für seine Arbeit, die er meist weit von zu Hause, in der Fremde verrichtet hat.

 

 

 

Man hat sich Adam Quadroni ein wenig so vorgestellt, auch wenn man ihn auf den Fotos sah, ein sanfter, aufrechter Mann. Ein Liberaler. Nicht als ein Mann der Jahrzehnte lang immer wieder betrieben wurde, 4 Millionen Franken Schulden angehäuft hat, bis zum Konkurs, der 30 Arbeiter arbeitslos machte. Man traut ihm ein wenig zu, dass er seine Geschäfte nicht mehr im Griffe hatte, und nach und nach den Boden unter den Füssen verlor. Manch einer im Tal hat dabei nachgeholfen. Denn für viele ist Quadroni ein Verräter, ein Pentito, ein Reuiger, ein Geständiger im Sinne des Baukartells, das eben leider nichts anderes ist als eine mafiaähnliche Organisation. Wichtige Leute haben nebenbei kleine, giftige Bemerkungen gemacht, zur Person Quadroni. Am Stammtisch, im Verein.

 

 

 

Aber hat er Vorteile daraus gezogen? Seine damalige Beteiligung am Kartell ist verjährt. Wenn er seine Bekannten, seine Geschwister und so weiter, wie Köppel behauptet, über den Tisch gezogen hat mit seinen 270 Betreibungen. Wohin also sind die 4 Millionen in den ca. 12 Jahren gegangen, in denen die Betreibungen liefen. Hat Quadroni eine Millionen-Yacht in Montenegro gewässert, hat er irgendwo eine Garage in der teure Oldtimer stehen, eine Villa auf Mallorca? War er in den Panama-Papers?

 

 

 

Die Leserbriefaktion, darunter ein Leserbrief von SVP-Frauen, ist Teil einer Kampagne für die Wahl des angeschlagenen (nicht körperlich!) Schlegel. Die die Polizeiaktion gegen Quadroni wird geradezu gelobt, weil sie zum Schutz der Frau Quadronis durchgeführt worden sei. Martullo-Blocher & Co. ignoriert dabei, dass erst der Auftritt des Sonderkommandos unter der Führung des Polizeikommandanten die Leute dazu gebracht hat, sich für die Zusammenhänge zu interessieren.

 

 

 

Nach dem Rückzug von der Wahl durch BDP-Felix will die SVP nachrücken. Die Umfragen für Schlegel sind schlecht, Linard Bardill (parteilos) steht vor ihm. Die Nachtreterei gegen Quadroni hat den einzigen Zweck Walter Schlegels Regierungsratssitz zu retten, ihm weiteren Sinne heisst es und das ist die hohe Schule der Diffamierung, Bardill sei ein Quadroni. Und nicht das Baukartell habe Leute über den Tisch gezogen, sondern Quadroni. Überhaupt, der Mensch sei ein Darwinist, die Gutmenschen sollen nicht so tun als seien sie die besseren Menschen. Das nervt.

 

 

 

Ein anderer Leserbriefschreiber, Not Carl, pensioniert, Anwalt & Notar, Grossrat, Standespräsident und langjähriger Gemeindepräsident von Scuol kommt Quadroni indirekt zu Hilfe. Er kritisiert einerseits die 6-jährige Untersuchungsdauer durch die WEKO und empfiehlt Parolini zur Wahl, outet sich gleichzeitig als langjähriger Ratgeber und Begleiter Quadronis, dies als Verwaltungsratspräsident der Quadroni AG von 2002-2014. Er ist auch der Mann der 2009 Quadroni empfahl, die Absprachen direkt dem Tiefbauamt zu verraten.

 

Mein Grossvater, der mir übrigens auch die Namen der Bäume und der Vögel beigebracht hat, ist ein Bürger wie Köppel ihn sich gerne wünscht. Diesen Bürger im köppelschen Sinne gibt es gar nicht. Dem machtblinden Köppel fehlt es an subtilen Gedankengängen. Mein Grossvater würde heimlich Bardill wählen. Die Namen der Vögel und Bäume, die er mir beigebracht hat, davon habe ich im Laufe der Zeit die meisten vergessen.

 

 

 

ROTE WINDE- Adam Quadroni gleicher Kampf!

 

 

 

Baukartell-PUK Graubünden
Sommersitz der Redaktion / Lugirien
Baukartell-PUK Graubünden
Redacteur en Chef & de Cuisine: Kurt von Arb

Beste Popliteratur, mit klugen Miniaturen zu Natur, Gesellschaft, Literatur, vor allem immer wieder über das Altern. Kurtz hat so ziemlich alle Berufe ausgeübt, die man sich vorstellen kann. War Bergkehrichtmann, vierfacher Genossenschaftsgründer, Metzger, Bauer, Hotelbetreiber, Koch, um nur einige Beispiele zu nennen, die mir in Erinnerung geblieben sind. Seit Jahren verbringt er mit seinem Hund Tito, einem Widergänger des bekannten Tito, den Sommer als Hirt auf Mutterkuhalmen. Und so dreht sich denn auch einiges um das Auskommen mit Tito. Nach einem so klugen Hirten wird man suchen müssen. Kurtz zählt für mich zu jenen immer selteneren Menschen, die nicht nur über eine Ausbildung, sondern über Bildung verfügen. An Popliteratur denke ich deshalb, weil banale Sprachabfälle, Werbetexte, Produktaufschriften etc. seine Texte durchziehen. Autoren wie Vladimir Kurtz fallen durch alle Raster. Zu alt. Zu eigenwillig. Zu viel Selbstironie, die manchmal ganz schön bitter sein kann.                                                     (Bernhard Kathan, Hidden Museum)