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Das Gefängnis will dich!

 

Tiefbau. Strassenbau. Sanierung. Gefängnisbau. Grosse und kleine Baustellen reihen sich aneinander quer durch die Tobel.

 

Unsere portugiesischen Gastarbeiter verlassen- so hört man - nach und nach das Land. Ein bisschen enttäuscht vom Swiss Dream. Weg sind sie. Zurück zu ihren Feigen-Mandel und Aprikosenbäumen. Wer kommt nach, wer gräbt und baggert, schaufelt und pickelt?  Was bleibt? Alleingelassene  Einheimische, die noch Bauarbeiten aller Art verrichten, im Schneeregen und sommerlicher Hitze.  Sie fühlen sich verlassen. Kein Mandelbaum wartet auf sie. Keine Korkeiche. Ohne jegliche Perspektive ausser jener, der Klimawandel möge es für sie richten. Auf eine positive Art.

 

Eine Chance tut sich auf: DAS GEFÄNGNIS WILL DICH! Warum? Du willst einen Beitrag für eine sichere Gesellschaft leisten. Du suchst eine sinnvolle Arbeit mit guten Anstellungsbedingungen. Du siehst den Umgang mit Menschen als positive Herausforderung. Du willst an einem einzigartigen Ort arbeiten. JVA Realta.

 

Die Justizvollzugsanstalt Tignez. Kantonale Korrektionsanstalt & Asyl Realta, vormalig.

 

Dieser Bergkanton, der weltweit gesehen wohl eine der niedrigsten Kriminalitätsquoten hat, schaut in die Zukunft, indem er einen riesigen Gefängniskomplex für 120 Millionen Franken baut. Ein wahrlich düsterer Blick! Und das zu einem Zeitpunkt, wo der Bund und die Kantone Sühne tun in Bezug auf tausendfach "administrativ Versorgte".  Zwischen 1930 und 1981 ohne Gerichtsurteil eingekerkerte Menschen, fast ausnahmslos der sogenannten Unterschicht oder dem Volk der Jenischen zugehörig (arbeitsfähige, aber einem liederlichen, ausschweifenden oder arbeitsscheuen Lebenswandel sich ergebende und ihrer Heimatgemeinde zur Last fallende Personen).

 

Wer den Bau dieser Gefängnisbauten veranlasst hat, geht wohl davon aus, selber nie darin einzusitzen…

Rote Winde aber mag das Leben unter blühenden Mandel- und Kirschbäumen.

 

 

 

Baukartell-PUK Graubünden
Sommersitz der Redaktion / Lugirien
Baukartell-PUK Graubünden
Redacteur en Chef & de Cuisine: Kurt von Arb

Beste Popliteratur, mit klugen Miniaturen zu Natur, Gesellschaft, Literatur, vor allem immer wieder über das Altern. Kurtz hat so ziemlich alle Berufe ausgeübt, die man sich vorstellen kann. War Bergkehrichtmann, vierfacher Genossenschaftsgründer, Metzger, Bauer, Hotelbetreiber, Koch, um nur einige Beispiele zu nennen, die mir in Erinnerung geblieben sind. Seit Jahren verbringt er mit seinem Hund Tito, einem Widergänger des bekannten Tito, den Sommer als Hirt auf Mutterkuhalmen. Und so dreht sich denn auch einiges um das Auskommen mit Tito. Nach einem so klugen Hirten wird man suchen müssen. Kurtz zählt für mich zu jenen immer selteneren Menschen, die nicht nur über eine Ausbildung, sondern über Bildung verfügen. An Popliteratur denke ich deshalb, weil banale Sprachabfälle, Werbetexte, Produktaufschriften etc. seine Texte durchziehen. Autoren wie Vladimir Kurtz fallen durch alle Raster. Zu alt. Zu eigenwillig. Zu viel Selbstironie, die manchmal ganz schön bitter sein kann.                                                     (Bernhard Kathan, Hidden Museum)