Rund um den Baukartell-Informanten Adam Quadroni sind immer noch Verfahren auf verschiedenen Ebenen hängig. Bei einem dieser Verfahren liegt nun ein Urteil des Kantonsgerichts Graubünden vor. Es handelt sich um die Behandlung eines Streits im Juni 2017 zwischen Quadroni und seiner Ex-Frau. Das Kantonsgericht befasste sich damit, weil die Ex-Frau Einsprache gegen die Einstellung des Verfahrens einlegt hatte. Ihr Vorwurf lautete auf Körperverletzung. Der eingesetzte ausserordentliche Staatsanwalt stellte das Verfahren aus verschiedenen Gründen ein.
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Immer mehr Aktivitäten mafioser Art verschiedener Amtsträger finden den Weg ans Licht. Andreas Brunner, Leiter der zweiten Untersuchung zum Polizeieinsatz gegen Quadroni erhielt im Lauf seiner Untersuchung zwei verschiedene Versionen von Polizeiakten zugestellt, die den gleichen Hergang schildern sollen. Ein fatales Versehen, wie mehrere Quellen sagen. Es deute darauf hin, dass sogenannte Schattenakten erstellt wurden, um nachträglich die Hausdurchsuchung im Dezember 2016 und den Ablauf der Festnahme Quadronis im Juni 2017 neu darzustellen. Hier wird der Whistleblower im mutmasslich nachträglich erstellten Rapport als drohender, gewaltbereiter Widersacher dargestellt. Mehrere Beteiligte sollen sich zudem abgesprochen haben, Quadroni wegen Gewaltandrohung anzuzeigen. Einer der in der Strafuntersuchung beschuldigten Kantonspolizisten gehört zum Topkader des Korps. Er soll 2022 befördert werden.
Jedenfalls leitete Brunner solche Informationen, die Schattenakten sowie Hinweise für weitere Straftaten an den ausserordentlichen Staatsanwalt Urs Sutter weiter. Dies führte zum Strafverfahren gegen die drei Polizisten, den Amtsarzt sowie den Regionalgerichtspräsidenten. Die Vorwürfe: Amtsmissbrauch, Freiheitsberaubung sowie Urkundenfälschung.
Alle diese Neuigkeiten zu dieser scheinbar ins Koma versetzten oder in ewiger Unschuldsvermutung gehaltenen Untersuchung verdanken wir der noch liberalen NZZ am Sonntag, und Rote Winde widergibt hier den Kommentar der Autorin, Anja Burri:
Es sind ungeheuerliche Vorwürfe gegen mehrere Bündner Polizisten, die der Staatsanwalt untersucht: Um zu vertuschen, wie hart sie gegen Adam Quadroni, den Whistleblower im Baukartell, vorgegangen waren, sollen sie Rapporte gefälscht haben. Der Bauunternehmer hatte mit seinen Enthüllungen mehrere Bündner Politiker in Bedrängnis gebracht. So etwas würde man vielleicht in einem repressiven Polizeistaat erwarten, aber nicht bei uns.
Dass dies mutmasslich in der Schweiz geschah, ist eine unheimliche Vorstellung. Doch das ist nicht alles. Einer der Beschuldigten soll zu einem der höchsten Polizisten Graubündens befördert werden – das Strafverfahren scheint seine Vorgesetzten nicht zu stören. Der Polizeikommandant schrieb den Mitarbeitenden, der Mann habe schliesslich eine Schulung in «Führen, Fordern und Coachen» abgeschlossen und sei bestens geeignet.
Es fragt sich, was schlimmer ist: Dass es in der Schweiz Polizisten gibt, die mutmasslichen Amtsmissbrauch mit Urkundenfälschung vertuscht haben sollen – oder dass deren Vorgesetzte nicht verstehen, dass bereits ein solcher Verdacht einen Kandidaten untragbar macht. Sie müssten.
PS. Der zuständige Bündner Regierungsrat Peter Peyer (sp.) hat Kenntnis von den Verfahren gegen die Polizisten. Im Namen von Korps und
Departement hält er fest, zu einer laufenden Untersuchung äussere man sich nicht. Die beschuldigten Polizisten sind weiter im Dienst. Warum nicht im Namen des Volkes,
Peter Peyer ?
Ein Stimmungsbild bündnerischer Polizeiarbeit ist unter "es war der Postenchef" zu lesen. Beschrieben von der Schwester Adam Quadronis und einsehbar im Bericht von Andreas Brunner, Leiter der zweiten Untersuchung zum Fall Quadroni, über die Polizeieinsätze.