Die Natur verstehen, den Menschen, den Wolf, den Geier – fremde Kulturen, das wollen wir alle und es ist nicht einfach. Um den uns noch fremden Geier zu verstehen, welcher mit seinem Verhalten unser Welt- und Naturverständnis neuerdings herausfordert, eine kleine Beschreibung eines tibetischen «Geierbegräbnisses», auch Luft – oder Himmelbegräbnis genannt: Die Tibeter*innen verstehen ihn.
Nebenstehender Text: Peter Rühmkorf, aus seinem Tagebuch Tabu I
Die Himmelsbestattung (auch Luftbestattung genannt) ist ein jahrhundertealtes Ritual in Tibet, bei dem die Leichname Verstorbener den Geiern übergeben werden. Diese Praxis basiert auf dem buddhistischen Glauben an die Vergänglichkeit des Körpers und die Wiedergeburt der Seele. Der Körper gilt als leere Hülle, die durch das Opfer an die Tiere einen letzten Akt der Grosszügigkeit vollzieht.
Mit der wachsenden interkulturellen Sensibilität und einem tieferen Verständnis für andere spirituelle Systeme wird die tibetische Praxis heute zunehmend als ethisch, ökologisch und spirituell sinnvoll wahrgenommen.
