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Fröhliches Zuhause-Käsen

Scheinbar ist es jetzt so, dass man zu Hause käst, Käse macht. Wer wird sich denn da noch für eine Stelle auf einer Kuhalp bewerben und den Sennenkurs machen? Mann oder Frau soll also in den Laden gehen und einen Liter Bio-Weidemilch kaufen. Bio-Weidemilch, wenn auch nicht zertifiziert, hätte man auf der Alp ohnehin. Es müsste zuerst die Kuh von der Weide geholt und gemolken werden. Einfachheitshalber machen wir Frischkäse. Hier stellt sich die Frage, ob wir nicht noch einfacher Quark machen. Oder ob der angekündigte Frischkäse sowieso nur Quark ist. Nichts gegen Quark. Lieber Quark, als Ziger.

 

Es ist – nebenbei gesagt – Spiegel-Bestseller, der uns den Frischkäse vorschlägt. Mit dabei wären auch noch Chili-Jam und Leinsamen-Chip. Oder Chili-Chip und Leinsamen-Jam.

 

 

Milch auf mittlerer Stufe bis zu 80 Grad erhitzen, Zitronensaft dazugeben. Wir sehen schon, das ist ein schöner Quark. Nur, wer isst heute noch Quark, oder Konfitüre.

3 bis 4 Esslöffel frischer Zitronensaft. Hier sollte man schon auf das Mass achten.

 

Wenn die Milch ausgeflockt ist, Salz dazugeben: ein Teelöffel.

Nochmals vorsichtig rühren, mit einem Geschirrtuch zudecken und 2 Stunden, gern auch länger, stehen lassen.

Dann das Geschirrtuch in ein Küchensieb legen und die ausgeflockte Milch darin sammeln

hier stellt sich die Frage nach der Durchlässigkeit des Geschirrtuches – Rote Winde empfiehlt eine Kinderstoffwindel

die Molke ablaufen lassen (nicht wegschmeissen, ist wahnsinnig gesund).

Den Käse mindestens 2 Stunden hängen lassen, am besten über die ganze Nacht.

 

 

Eigentlich ist das, was man im Tuch aufhängt, noch kein Käse, und man sollte die Masse im Geschirrtuch (wahlweise Windel) über Nacht abtropfen lassen, damit sämtliche Molke ausgeschieden wird. Danach haben wir: Quark. Essen Sie ihn und denken Sie dabei: Mein erster Käse, selbst gemacht. Frischkäse!

 

Rote Wind war einst erstaunt, dass selbst innerhalb von Gartensitzplätzen in urbanem Umfeld Hühner (meist 3) gehalten werden. Wusste aber nicht, dass in diesen modernen Küchen mit allem Drum und Dran zum Sound von Drum & Bass auch noch gekäst wird.

 

PS. Die Rezeptur ist praktikabel, auch mit normaler, pasteurisierter Milch, sogar aus Anbindehaltung.

 

Baukartell-PUK Graubünden
Sommersitz der Redaktion / Lugirien
Baukartell-PUK Graubünden
Redacteur en Chef & de Cuisine: Kurt von Arb

Beste Popliteratur, mit klugen Miniaturen zu Natur, Gesellschaft, Literatur, vor allem immer wieder über das Altern. Kurtz hat so ziemlich alle Berufe ausgeübt, die man sich vorstellen kann. War Bergkehrichtmann, vierfacher Genossenschaftsgründer, Metzger, Bauer, Hotelbetreiber, Koch, um nur einige Beispiele zu nennen, die mir in Erinnerung geblieben sind. Seit Jahren verbringt er mit seinem Hund Tito, einem Widergänger des bekannten Tito, den Sommer als Hirt auf Mutterkuhalmen. Und so dreht sich denn auch einiges um das Auskommen mit Tito. Nach einem so klugen Hirten wird man suchen müssen. Kurtz zählt für mich zu jenen immer selteneren Menschen, die nicht nur über eine Ausbildung, sondern über Bildung verfügen. An Popliteratur denke ich deshalb, weil banale Sprachabfälle, Werbetexte, Produktaufschriften etc. seine Texte durchziehen. Autoren wie Vladimir Kurtz fallen durch alle Raster. Zu alt. Zu eigenwillig. Zu viel Selbstironie, die manchmal ganz schön bitter sein kann.                                                     (Bernhard Kathan, Hidden Museum)